Regionaler Reis aus dem Tessin

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Im Tessin bestehen seit 90 Jahren regionale Reisanbaugebiete. Der Betrieb Terreni alla Maggia besitzt Reisfelder im Maggia-Delta und produziert eine heimische Alternative zum asiatischen Reis. Weshalb der Tessiner Reisanbau zur unerwarteten Erfolgsgeschichte wurde, berichten wir euch hier.

Mit nur 198 Metern über dem Meer gehört das Tessiner Reisanbaugebiet im Maggia-Delta zu den tiefstgelegenen Reisfeldern der Welt. Ganz in der Nähe von Locarno und Ascona wächst der heimische und beliebte Reis. Der Reisanbau in diesem Gebiet verzeichnet in vielen Hinsichten eine unerwartete Erfolgsgeschichte. So ist die heutige Beliebtheit umso erstaunlicher, da die ersten Reisbauern anfangs kläglich scheiterten. Denn wie damals üblich, wurden die Felder während des kompletten Wachstums geflutet, was massgebend zum Misserfolg beitrug.

Erfolgreicher Trockenanbau

Die Tessiner Böden sind nämlich für den Nassanbau nicht geeignet. Das kalte Wasser und die sandigen Böden im Maggiatal wirken wie eine Art Sieb und hemmen das Wachstum enorm. So setzen die heutigen Bauern auf den Trockenanbau und wässern die Reispflanzen nur bei Bedarf. Dies trägt dazu bei, dass die Reisbauern viel weniger Wasser benötigen und beim Anbau ebenfalls kein Methan entsteht. Dieses wird nämlich hauptsächlich beim herkömmlichen Nassanbau aufgrund des mangelnden Sauerstoffes im Wasser freigesetzt. So sind die Tessiner Reisfelder besonders klimafreundlich und hinterlassen einen geringeren ökologischen Fussabdruck als herkömmliche Reisfelder.

Erste erfolgreiche Ernte und Verkauf

Die erste kommerziell genutzte Ernte konnte allerdings erst 1997 eingefahren werden. Seit diesem Zeitpunkt wächst die heutige Anbaufläche stetig und wurde mittlerweile auf 90 Hektar erweitert. Der aktuelle Ernteertrag beläuft sich auf 400 Tonnen Reis und nimmt stetig zu. Bevor allerdings eine geeignete Reissorte gefunden wurde, führte der Tessiner Agronom Renato Atrocchi einige Experimente durch und musste auf sein umfängliches Wissen zurückgreifen.

So ist Renato Atrocchi langjähriger Direktor der Terreni alla Maggia (Landgut an der Maggia) und Inhaber des einzigen Reisanbaubetriebes in der Schweiz. Nach vielen Versuchen fand er die optimale Reissorte, Bedingungen und Einflüsse, welche den heutigen Wachstumserfolg massgebend beeinflussten. Heute führt sein Nachfolger Moreno Maderni den Anbau weiter und setzt auf die langjährige Erfahrung des erfolgreichen Tessiner Reisproduzenten.

Qualität vor Quantität

Der Tessiner Reis wird unter dem Label «Riso Nostrano Ticines» verkauft und gehört zu den Spitzenprodukten der Schweiz. Das Reiskorn namens Loto besitzt die typische längliche und konvexe Form, welches zum Reistyp Lungo A gehört. Diese Sorte eignet sich besonders gut für das im Tessin beliebte Risotto und bindet während des Kochprozesses die Flüssigkeit, wodurch es besonders bissfest bleibt.

Diese spezifische Reissorte stellte sich als bestens geeignet für die Böden im Maggia-Delta heraus und wird heute auf 60 % der Anbaufläche kultiviert. Die Nachfrage nach dem heimischen Reis ist mittlerweile so gross, dass die Produzenten kaum hinterherkommen.

So beginnt die örtliche Aussaat frühestens Ende April und blüht ab Juli: Nach 150 Tagen ist der Reis erntereif. Folglich ist das Produkt ab Oktober, November bereit zum Verkauf und Genuss.

IP-Qualität

Zudem arbeitet das Team von Terreni alla Maggia nach den Richtlinien der integrierten Produktion IP. Dies setzt eine möglichst geringe Anwendung von Herbiziden voraus. Aufgrund des Trockenanbaus entsteht allerdings mehr Unkraut als beim gängigen Nassanbau. So kommt es in der IP- Produktion ebenfalls vor, dass oftmals von Hand gejätet wird. Ausserdem kann Reis zwei Jahre auf demselben Feld kultiviert werden und die Terreni alla Magia setzt auf die bewährte Fruchtfolge von Mais, Hartweizen, Biergerste, Kartoffeln und Chinakohl.

Glücklicherweise gibt es in den Reisfeldern weniger tierische Schädlinge. Hirsche sind die einzigen Fressfeinde der Reispflanze. Allerdings befinden sich die Felder nicht in Waldnähe und die Schäden sind kaum zu vermerken. Vereinzelt ist allerdings die Fungizidbehandlung nötig, welche wiederum nur begrenzt eingesetzt wird. Dadurch erhält der Tessiner Reis seine besonders hohe Qualität und wird von den heimischen Bewohnern besonders geschätzt.

Interne Verarbeitung

Zusätzlich setzt der Schweizer Betrieb auf die integrierte Wertschöpfungskette. Folglich werden sämtliche Verarbeitungsprozesse im eigenen Hause gemacht und so wenige wie möglich auswärts verarbeitet. Das geht von Anbau und Ernte bis hin zum Schälen in der betriebseigenen Anlage. Lediglich gemahlen und raffiniert wird der Reis nicht von der Terreni alla Maggia. Beim Mahlen entsteht etwa 20 % Bruchreis. Daraus wiederum stellen die Produzenten dann regionales Reisbier, Reisbranntwein und Futtermehl her.

Zusammengefasst sind die Tessiner Reisproduzenten überaus innovativ und reiten auf einer verdienten Erfolgswelle. So wird das Sortiment immer noch stetig erweitert und beispielsweise erhalten auch Reisteigwaren und andere Produkte immer grössere Beliebtheit. Wer weiss, auf welche Projekte die Terreni alla Maggia zukünftig setzen wird, doch eines ist klar: Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens ist noch lange nicht zu Ende.

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