Label “Freilandhaltung” – was bedeutet das eigentlich?

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«Eigentlich ist es recht simpel. Ich frage mich einfach: Wie hätte ich es gerne in Bezug auf die Freiheit?»

– Esther Vock vom Wendelinhof zum Thema Tierhaltung

Frische Eier für das Rührei zum z’Morge, Cervelats für den z’Nacht: Bei der Suche nach diesen Zutaten bist du beim Einkaufen sicherlich schon Bezeichnungen wie “Bio-Haltung”, “Freilandhaltung”, “Stallhaltung” und “Bodenhaltung” in die Quere gekommen. Diese deuten auf die Haltungsart des jeweiligen Tieres hin und liefern somit Hinweise über deren Lebensbedingungen sowie ihr Wohlergehen.

Doch wo liegt da überhaupt der Unterschied?

Im Allgemeinen ist die Bodenhaltung (oder auch Stallhaltung) die kostengünstigste Tierhaltungsform, deren Mindestanforderungen in der Schweizer Tierschutzverordnung festgehalten werden.

Hingegen bietet die Freilandhaltung (oder auch Weidehaltung) den Nutztieren ein Lebensumfeld, welches ihren natürlichen Bedürfnissen besser entgegenkommt als die Bodenhaltung. 

An dieser Stelle kommen die Förderprogramme des Bundes, welche zu mehr als dem gesetzlichen Minimum am Tierwohl motivieren sollten, ins Spiel: Während BTS die Abkürzung für “besonders tierfreundliche Stallhaltung” ist, steht RAUS für “regelmässigen Auslauf im Freien”.

Wenn die Tierhalter*innen diese Programme erfüllen, werden sie mit finanziellen Beiträgen dafür belohnt. Die Vorschriften dieser Programme sollen den Tieren möglichst artgemässe Lebensbedingungen garantieren und somit die Möglichkeit, ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen zu können.

Doch wie sieht die Tierhaltung in der Schweiz genau aus? Dies soll im Folgenden an drei Tierarten illustriert werden.

Schweinehaltung

Schweine zählen zu den intelligentesten Tieren überhaupt und sind für ihre äusserst gesellige sowie neugierige Art bekannt. Deshalb halten sie sich in grösseren Gruppen auf und beschäftigen sich am liebsten damit, ihre Umgebung zu erkunden.

Dennoch leben die meisten Mastschweine der Schweiz in Stallhaltung, bei welcher bloss 0.9 Quadratmeter Platz pro Tier gesetzlich vorgeschrieben wird. Dabei werden sie ihre Hufen in den meisten Fällen nie nach draussen setzen können. Es überrascht daher nicht, dass solche Zustände nicht selten zu Verhaltensstörungen bei Schweinen führen.

Erst in Freilandhaltung, die ihnen mehr Platz und den täglichen, artgerechten Auslauf bietet, können Schweine ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen: im Schlamm suhlen, in der Erde wühlen und fressen.

Hierfür setzen die RAUS-Vorschriften für die Schweine täglich mehrere Stunden Auslauf auf einer Weide oder einem Laufhof im Freien sowie einen dauernden Zugang zu einem Liegebereich voraus.

Darüber hinaus schreibt BTS den Schweine-Züchter*innen vor, den Liegebereich mit Langstroh oder Chinaschilf einzustreuen sowie diesen mit einer Lichtquelle von mindestens 15 Lux auszustatten.

Rinderhaltung

Bei Rindern, die unter natürlichen Bedingungen hauptsächlich mit Grasen beschäftigt sind und dabei mehrere Kilometer täglich zurücklegen, unterscheidet man zwischen Stall- und Weidehaltung.

Die erstere bietet den 500 Kilogramm schweren Tieren allerdings nur drei Quadratmeter Stallfläche und somit kaum Raum zur Bewegung.

Hingegen wird den Rindern in Ställen, die sich nach den BTS-Vorschriften richten, mehr als doppelt so viel Platz geboten. Dennoch werden Rinder, die unter Stallhaltung leben, wahrscheinlich nie Sonne und frische Luft geniessen können – somit fehlt bei dieser Haltungsart eine der zentralen Komponenten des Tierwohls.

Das RAUS-Programm setzt den Rind-Halter*innen an dieser Stelle voraus, im Zeitraum vom 1. Mai bis 31. Oktober den Tieren an mindestens 26 Tagen pro Monat Auslauf auf einer Weide oder einem Laufhof im Freien zu bieten.

Hühnerhaltung

In ihrem natürlichen Lebensraum beschäftigen sich Hühner am liebsten damit, im Gras zu scharren, Körner zu picken, im Sand zu baden und die Sonne zu geniessen.

Der Alltag von Bodenhaltungs-Legehennen sieht jedoch ein wenig anders aus: Je nach Haltungssystem dürfen hier zwischen 7 und 17 Hühnern pro Quadratmeter gehalten werden. Nebst diesen engen Bedingungen im Stall wird auch kein Aussenbereich für die Tiere vorgeschrieben. In einem solchen Umfeld können sie kaum ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen.

Beteiligen sich die Legehennen-Halter*innen allerdings am BTS-Programm, so steht den Hühnern zusätzlich ein Wintergarten zur Verfügung – also ein gedeckter und eingestreuter Vorplatz, auf welchem die Tiere nach Draussen gehen können.

Bei der Freilandhaltung müssen hingegen nicht nur die BTS-Voraussetzungen erfüllt, sondern den Legehennen auch ein täglicher, freier Weidezugang geboten werden, dessen Vorschriften im RAUS-Programm geregelt sind. Hiernach stehen jeder Freiland-Legehenne 2.5 Quadratmeter Weidefläche zu. Und obwohl die Freilandhaltung eine deutliche Verbesserung der Haltung für die Hühner darstellt, ist diese in vielen Fällen jedoch nach wie vor mit der Massentierhaltung verbunden.

Bio-Freilandhaltung gilt dagegen als die strengst geregelte aller Haltungsarten und bietet den Tieren mit mindestens 5 Quadratmetern Weidefläche pro Huhn die höchste Lebensqualität. Diese leben auf zertifizierten Biohöfen in kleinen Gruppen und ernähren sich vom hochwertigen Futter aus biologischem Anbau. Zudem dürfen in einem Bio-Stall nicht mehr als 5 Hühner auf einem Quadratmeter leben.

Freilandhaltung auf dem Wendelinhof

Um noch mehr über Freilandhaltung zu erfahren, haben wir mit Esther Vock vom Wendelinhof gesprochen.

  • Euer Geflügel lebt in Freilandhaltung. Was bedeutet dies sowie eine tiergerechte Haltung für euch genau?
    Tiergerechte Haltung bedeutet für uns, dass die Tiere ihre natürlichen Triebe ausleben können: picken, scharren, sich frei bewegen, soziale Beziehungen miteinander haben. Gleichzeitig heisst dies aber auch viel Arbeit – während der Mast fressen unsere Vögel das Gras weg, woraufhin der Stall umplatziert werden muss. Es darf also nichts fest installieren werden. Zudem füttern und streuen wir von Hand und nicht maschinell ein.
  • Das klingt tatsächlich nach viel Arbeit! Wie sieht euer Tagesablauf denn genau aus?
    Morgens lassen wir die Vögel bei Sonnenaufgang nach draussen. Während sie dort herumspringen, überprüfe ich, ob im Stall alles in Ordnung ist. Zum Beispiel, ob ein Fuchs oder ein Marder in der Nacht da war, ob die Tiere gesund sind, ob sie nicht auf dem Boden kauern. Dann füttern wir die Tiere. Jedoch nur im Stall, draussen können sie auch Gras fressen. Daraufhin streuen wir ein, damit sie frisches Stroh haben. Meine Faustregel: Es soll immer so sauber sein, dass man mit sauberen Turnschuhen einstreuen kann! Erst dann ist es wirklich hygienisch. Am Abend machen wir dann wieder zu. Vor allem im Sommer sind die Tage lang – um 04:30 Uhr aufstehen und erst um 22:00 Uhr zumachen. Dies geht natürlich mit wenig Schlaf einher.
  • Und wie sieht es im Winter aus?
    Dann ist der Ablauf genau der gleiche, nur sind die Tage kürzer, da es nicht so lange hell ist. Zu dieser Zeit haben wir aber mehr bei unseren Kühen zu tun, da diese in den Ställen leben. Das heisst: mehr putzen, häufiger füttern. Unsere Vögel können aber auch im Winter nach draussen, für sie ändert sich kaum was.
  • Kommen wir nochmal auf das Thema Freilandhaltung zurück – euer Hof ist KAGfreiland zertifiziert. Was braucht es genau dazu?
    Dafür muss man zunächst die Bio Suisse Knospe haben. Dann geht es darum, ob es genug Platz für die Tiere gibt, ob diesen genug freies Gehege draussen zur Verfügung steht und ob die Ställe auch wirklich grösser sind als diejenigen der Bio-Haltung. Zudem sind die Mastgrössen kleiner. So darf man beispielsweise bei Poulet maximal 400 Tiere pro Mast halten. Gleichzeitig müssen die einzelnen Tiere eine grössere Fläche zur Verfügung haben.
  • Ihr verzichtet auf Antibiotika. Was passiert eigentlich, wenn eines euer Tiere erkrankt?
    Zunächst geht es darum, ein krankes Tier durch regelmässiges Beobachten überhaupt zu identifizieren. Dieses behandeln wir dann an erster Stelle mit homöopathischen Globuli oder einem Oregano-Öl, welches gut für die Verdauung ist. Aber eigentlich werden unsere Vögel selten krank: Seit 12 Jahren ist nichts mehr vorgefallen. Tatsächlich ist der Hauptgrund für kranke Tiere vor allem eine ausschliessliche Stallhaltung sowie die Verwendung von Ammoniak – dies gibt es bei uns nicht. Wenn ein Vögeli jedoch wirklich krank ist, erlösen wir es mittels Notschlachtung, wofür wir die Möglichkeit auf dem Hof haben.
  • Doch inwiefern ist Freilandhaltung tatsächlich besser? Warum sollte man sich für Fleisch und Eier von der Freiland- und nicht Bodenhaltung entscheiden?
    Ich finde, die Konsument*innen sollten selbst überlegen, wie sie gern leben möchten. Würde die Person einen Luftschutzkeller bevorzugen, in dem sie mit 2000 anderen eingesperrt ist? Es stinkt, man wird aggressiv, fängt an, einander zu plagen… Oder möchte man nach draussen gehen, sich dort bewegen, wo man möchte und soziale Kontakte knüpfen können? Eigentlich ist es recht simpel. Ich frage mich einfach: Wie hätte ich es gerne in Bezug auf die Freiheit?

Bio-Labels, die einen Schritt weiter gehen

Der Wendelinhof von Esther ist KAGfreiland sowie Bio Suisse Knospe zertifiziert. Solche Schweizer Bio-labels und -zertifikate garantieren ein höheres Tierwohl als die bisher vorgestellten Haltungsarten. Im Allgemeinen sehen diese eine artgemässe Haltung für alle Tierarten vor – inklusive Auslauf oder Weidegang, dem Verbot von (ausschliesslichen) Spaltenböden, Käfigen und von präventiver Vewendung von Antibiotika.

  • KAGfreiland ist das strengste Label der Schweiz. Dieses tragen nur Betriebe, die ihre Tiere wirklich artgerecht behandeln. Dazu gehört auch die dezentrale Schlachtung und die Entlastung der Tiere von leidvollen Transportwegen. Die Richtlinien für die Tierhaltung beinhalten täglichen Auslauf, natürliches Biofutter ohne künstliche Beigaben und je nach Tierart spezifische Regeln.
  • Demeter steht für biologisch-dynamische Tierhaltung und gehört somit zu den strengsten Labeln. Dies mit dem Ziel, dass die Nutztiere sich ihrem Wesen nach verhalten können. Genauer garantiert ein Demeter-Label, dass das Tier artgemäss gehalten wurde. Somit hatte es viel Platz und Auslauf, eine längere Lebenszeit und ernährte sich ausschliesslich von Bio-Futter. Zudem durfte dessen Schnabel beziehungsweise Hörner nicht gekürzt werden.

Im Zentrum der Richtlinien von Bio Suisse Knospe stehen die Entwicklung und Erhaltung von Natur und Umwelt. Somit werden Tiere besonders artgerecht gehalten und gefüttert. Dazu gehört eine vielfältige Umgebung mit regelmässigem Auslauf zu jeder Jahreszeit sowie mehr Platz als in konventioneller Tierhaltung. Gleichzeitig dürfen sie ein längeres Leben geniessen als üblich und bekommen Bio-Futter, welches deren artgemässer Nahrung entspricht.

Bio Knospe steht für nachhaltige Wirtschaft, respektvollen Umgang mit Tier und Natur, Verzicht auf Chemie sowie stark geregelte Zusatz- und Hilfsstoffe. Dabei gelten für dieses Label die gleichen Voraussetzungen, wie für die Bio Suisse Knospe. Der einzige Unterschied: Bio Knospe Produkte beziehen mehr als 10 Prozent ihrer Rohstoffe aus dem Ausland. Deswegen fehlt bei dieser Knospe das “Suisse”.

Bei Farmy achten wir darauf, dass der Grossteil unserer Fleischprodukte entweder Bio, KAGfreiland oder Demeter zertifiziert sind oder aus der Schweiz stammt. Bei unserem Fleisch gibt es keine Kompromisse – nur die besten und frischesten Stücke sollen zu unseren Kund*innen kommen. Deshalb gelten für uns Transparenz, Tierwohl und Regionalität als oberste Regeln.

Unsere konventionellen Metzgereien, Heinzer und Metzgerei Keller sind Traditionsunternehmen mit gutem Ruf, die Wert auf Regionalität und gute Qualität legen. Zudem wird bei Heinzer noch selber geschlachtet, was mittlerweile sehr selten ist.

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