Ran an die Kostüme – es ist Fasnacht!

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Karneval, Fasnacht, Fasching & Co. – so unterschiedlich die Namen, genau so vielfältig wird auch dieses Fest weltweit gefeiert. Während in Köln an diesen Tagen bunte Umzüge mit über einer Million verkleideter Menschen, geschmückten Wagen, Musik- sowie Tanztruppen durch die Strassen ziehen, locken die legendären Umzüge mit Tanzenden der besten Sambaschulen Besuchende aus aller Welt nach Rio de Janeiro. Hingegen geht’s in Venedig zu Fasnachtszeit prunkvoller zu und her: Am Wochenende vor Aschermittwoch finden hier luxuriöse Masken-Bälle und Veranstaltungen wie Gondel-Paraden statt, begleitet von Feuerwerk, historischen Kostümen und Masken mit Perlen, Federn und Pailletten.

Wo das bunte Treiben herkommt und weshalb Fasnacht jedes Jahr von Millionen von Menschen weltweit gefeiert wird, erfährst du in diesem Artikel.

Herkunft und Bedeutung von Fasnacht

Das Wort Fasnacht stammt vom althochdeutschen «Fasta» und «Naht», was so viel wie Fastenzeit und Nacht beziehungsweise Vorabend bedeutet. Vielerorts ist die Fasnacht dermassen wichtig, dass man sie sogar als die «fünfte Jahreszeit» bezeichnet. In der Schweiz, Deutschland und Österreich fängt sie am 11. November, dem «Narrentag», um Punkt 11:11 Uhr an und erreicht ihren Höhepunkt in der Woche vom «Schmutzigen Donnerstag» bis zum «Aschermittwoch» im Februar, dem letzten Tag der Fasnacht.

Genauer ist die Fasnacht ein Brauch, der bis ins Mittelalter zurückreicht und vor der sechswöchigen Fastenzeit vor Ostern gefeiert wird. In dieser Zeit vor dem Verzicht sollten die Menschen all ihre Vorräte an verderblichen Lebensmitteln aufbrauchen. Dabei kam der Genuss definitiv nicht zu kurz, denn man konsumierte Leckereien wie Fleisch, Milchprodukte, Eier, Fett, Zucker sowie Alkohol, die während der Fastenzeit verboten sind.

Gleichzeitig wurde ausgiebig gefeiert, denn die Fasnacht galt als eine Zeit, zu der man den gesellschaftlichen Normen und Regeln, insbesondere denjenigen des kirchlichen Lebens, entfliehen konnte. Ein Weg, um an Fasnacht Kritik an der Gesellschaft zu üben und dabei die soziale Ordnung auf den Kopf zu stellen, war das Verkleiden. Angefangen hat es mit Teufel- und Narrenkostümen aus Protest gegenüber der Kirche, welche die Fasnacht als teuflisch abgestempelt hatte. Doch mit der Zeit wurden die Kostüme immer ausgefallener. So kamen weitere Figuren wie Tiere, Harlekine, alte Tanten, wilde Männer und sogar Comic-Figuren zur typischen Fasnachtsverkleidung hinzu.

Fasnacht in der Schweiz

Doch wie steht’s eigentlich mit Fasnacht in der Schweiz? Heitere Stimmung, bunte Farben, närrische Verkleidung, laute Guggenmusik und feines Essen – dies haben alle Kantone gemeinsam. Je nach Region unterscheiden sich jedoch die einzelnen Bräuche sowie die Zeit, zu welcher die Fasnacht gefeiert wird. Folgend stellen wir dir die zwei wohl berühmtesten und grössten Fasnachtsveranstaltungen schweizweit vor.

Basler Fasnacht – die «drey scheenschte Dääg»

Die grösste Fasnachtsfeier der Schweiz findet mit bis zu 100’000 Feiernden in Basel statt. Die dreitägige Basler Fasnacht beginnt am Montag nach Aschermittwoch mit dem «Morgestraich» um Punkt vier Uhr morgens. Um diese Zeit werden alle Lichter der Basler Innenstadt vollständig gelöscht. Daraufhin ziehen Pfeifer- und Tambouren-Cliquen durch die Stadt. Ihre kunstvoll bemalten Laternen stellen die einzigen Lichtquellen dar. Verkleidet in Kostümen mit Masken, den sogenannten «Larven», spielen sie laute Marschmusik. Mit ihrer Bekleidung folgen die Cliquen in den meisten Fällen einem Sujet, also einem bestimmten Thema der Zeitgeschichte, an welcher sie Kritik in satirischer Form üben. So soll «Waggis», eine traditionelle Figur der Basler Fasnacht mit ihrer grossen Nase und farbenfrohen Kleidern einen Elsässer Tagelöhner darstellen, während die «alti Dante» sich über ältere Damen lustig macht.

Auf den «Morgestraich» folgen an der Basler Fasnacht aufregende Umzüge, auch «Cortèges» genannt, laute Guggenkonzerte mit Blechblasinstrumenten und amüsante Schnitzelbänke. Die Letzteren sind eine Kollektion weniger kurzen Versen und werden öffentlich vorgetragen, um aktuelle Ereignisse humorvoll zu schildern. Zwischendurch werden traditionelle Fasnachtsspeisen verzehrt. Zu diesen gehört nebst «Ziibelewaije» und «Kääswaije» auch die Basler Mehlsuppe, die aus Mehl und Wasser besteht und früher in armen Haushalten zum z’Morge verzehrt wurde. Genau 72 Stunden nach dem «Morgestraich» endet die Basler Fasnacht mit dem «Ändstraich». Bei diesem wird das letzte Mal gepfiffen und getrommelt, um von der «Frau Fasnacht» Abschied zu nehmen.

Luzerner Fasnacht – «Urknall und Fötzeliräge»

Mit dem Urknall lässt Bruder Fritschi, der imaginäre Oberhaupt der ältesten Zunft Luzerns, am «Schmutzigen Donnerstag» um fünf Uhr morgens die Stadt Luzern erzittern. Dies markiert den Start der sechstägigen Luzerner Fasnacht. Dann ist «brüeläää» angesagt, um die bösen Wintergeister zu vertreiben. Daraufhin geht es am Kapellplatz mit dem «Fötzeliräge», also einem Regen aus Konfetti (auch «Batzli» oder «Räppli»), los mit der grössten Fasnachtsparty in der Schweiz.

Auf das traditionelle Orangenauswerfen am Fritschibrunnen folgt der Fritschiumzug durch die Stadt Luzern. Verkleidet in bunten Kostümen, wird mit schräger, aber dennoch rhytmischer Blasmusik der Guggenmusiker*innen mit Trommeln, Pauken und Posaunen gefeiert. Dabei fahren knapp 80 Umzugswagen dieselbe Route durch die Stadt und thematisieren gesellschaftliche und politische Ereignisse mit Humor. Mit dem grossen Monsterkonzert, dem «Monstercorso» sowie dem Abschied von Bruder Fritschi nimmt die Luzerner Fasnacht am darauffolgenden Dienstag, dem «Güdisdienstag» um elf Uhr abends ihr Ende.

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