Der erste Schweizer Haferdrink vom Bauernhof

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Die Mission: den gesündesten, nachhaltigsten und besten Haferdrink der Schweiz herstellen. Ob das unserem Produzenten, der Jucker Farm, gelungen ist? Wir durften den Haferdrink mitsamt Herstellungsprozess an ihrem offiziellen Haferdrink Event auf dem Bächlihof in Jona unter die Lupe nehmen.

Die Magie der Herstellung

Seit November 2021 kann der erste Schweizer Haferdrink vom Bauernhof genossen werden – und zwar von der Jucker Farm. Dem ist eine Periode des Experimentierens und Tüftelns vorangegangen. So wurde der Haferdrink zum Zeitpunkt des Events noch mit einer kleinen Mietmaschine hergestellt, mit der sehr viel Entwicklungsarbeit geleistet wurde. 

Ihren Haferdrink zaubert die Jucker Farm aus Hafermehl, Wasser, Rapsöl, Enzymen und Salz. So einfach wie das tönt, ist es aber nicht! So wird das Hafermehl zuerst mit Wasser vermischt und anschliessend erhitzt. Das Zaubermittel sind hierbei die Enzyme. Sie sorgen nämlich dafür, dass die im Hafermehl vorhandene Stärke aufgebrochen wird. Dadurch entsteht natürlicher Zucker, der dem Haferdrink auch seine Süsse gibt. 

Rolled oats in a bag

Dann werden die Schwebstoffe des Hafermehls von der entstandenen Flüssigkeit getrennt, das Ganze wird homogenisiert, pasteurisiert und anschliessend abgefüllt, von Hand zugedreht und schockgekühlt. Zu guter Letzt folgen die Etiketten. 

So werden rund 5 Stunden benötigt, um eine Ladung Haferdrink herzustellen; die tägliche Kapazität liegt aktuell bei circa 500 Litern Hafermilch. (Eine genaue Beschreibung des Herstellungsprozesses findest du hier.)

Jetzt ist aber vorerst fertig getüftelt. Denn die richtige Maschine steht bereit und soll schon bald in Betrieb genommen werden. Und die hat’s in sich! Anders als die Versuchsmaschine kann sie bis zu 1000 Liter Haferdrink pro Tag produzieren. Dank einem Wärmeaustauscher in der Anlage kann die hier entstandene Wärme optimal genutzt und zurückgewonnen werden. Somit wird Heizenergie gespart. In Zukunft soll zudem Solarstrom hinzukommen.

Und doch ist die Herstellung des Jucker Farm Haferdrinks äusserst aufwändig. Warum? Weil der Rohstoff, aus dem er besteht, der Hafer, aus regenerativer Landwirtschaft stammt.

Regenerative Schweizer Landwirtschaft

Zuerst einmal vorab: Anders als beim herkömmlichen Fokus auf den Schutz der Pflanzen setzt die regenerative Landwirtschaft ihren Schwerpunkt auf den Boden. Denn wie Sven, Leiter des Bächlihofs und Bauer, uns erklärt: «Nur auf gesundem Boden wachsen gesunde Lebensmittel.»

Das Betreiben einer regenerativen Landwirtschaft bedeutet also allgemein, dass der Boden

  • dauernd bedeckt ist,
  • stets durchwurzelt ist,
  • nur minimalst gestört wird (d.h. kaum Pestizide, Kunstdünger oder Pflügen).

Zudem wird Biodiversität gefördert, was einen möglichst geringen Anteil an chemischem Pflanzenschutz erfordert. Auch Tiere werden integriert. Dies bedeutet beispielsweise, dass die Untersaat (eine Saat unter der Hauptsaat, welche nach Ernte der letzteren erst richtig aufblüht. Dies wirkt der Erosion des Bodens entgegen, da dieser stets vor Wind und Regen geschützt ist. Mehr dazu hier), an ihrem Bauernhof in Rafz als Gänseweide genutzt wird. Diese Gänse düngen wiederum den Boden. Zudem wird aus der ausgefilterten Haferpampe, die bei der Herstellung des Haferdrinks übrig bleibt, Tierfutter gemacht – oder aber sie geht zurück auf die Felder. 

Eine in Vergessenheit geratene Anbaumethode

Wie oben angedeutet, beeinflusste das Konzept der regenerativen Landwirtschaft auch die Entstehung des Haferdrinks. Denn die Jucker Farm hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 auf ihrem gesamten Betrieb, auf dem sie auch Früchte und Gemüse anpflanzen, pestizidfrei zu produzieren – und dies deutlich über dem Bio-Standard. Dies haben sie mit ihrem Haferdrink bereits geschafft. Aber auch das war eine Herausforderung! 

Sven explaining about the production process
Sven Studer erklärt, was regenerative Landwirtschaft bedeutet.

Erstens wird in der Schweiz seit Langem gar kein Hafer mehr zum menschlichen Verzehr angebaut. Das notwendige Wissen dafür ist also fast komplett verloren gegangen. Denn heute wird Hafer vor allem als Futtermittel angebaut. «Ich habe wirklich in alten Büchern nachgelesen», verrät uns Sven. 

Dabei eignet sich Hafer äusserst gut für eine pestizidfreie Produktion, da er so robust und wenig anfällig für Unkraut ist! Was bei den Anbauten der Jucker Farm noch hinzukommt sind zwei ganz spezielle Mittel: Terra Preta sowie Komposttee.

Uralter Dünger

Das klingt etwas mysteriös. Tatsächlich handelt es sich bei Terra Preta um schwarze, äusserst nährstoffreiche Erde, die ihren Ursprung im Amazonas hat. Dieses Gemisch aus Pflanzenabfällen, verbranntem Holz und Mikroorganismen, das 6-8 Wochen lang liegen gelassen wird, kann hervorragend als natürlicher Dünger verwendet werden und wird von der Jucker Farm selbst hergestellt. 

«Der Arbeitsaufwand dafür ist gigantisch», sagt Sven. Denn von der Terra Preta braucht es mengenmässig viel mehr als bei der Verwendung von Kunstdünger. Dafür wirke die schwarze Erde nachhaltiger: Sie baue die Böden auf und gebe jahrelang noch Nährstoffe an die Pflanzen ab, die darauf wüchsen.

Nur auf gesundem Boden wachsen gesunde Lebensmittel.

Sven Studer, Leiter Bächlihof & Bauer

Kombiniert wird die Terra Preta mit Komposttee, einem natürlichen Pflanzenstärkungsmittel. Hierfür wird Wasser 2 Tage lang in Rotation versetzt und dadurch «belüftet». Das macht es pflanzenverträglicher. Anschliessend wird eine Kompostmischung aus Zuckermelasse, Salz und Kalk hinzugefügt, das Ganze wird auf 24 Grad erhitzt und dann nochmal 48 Stunden lang gerührt. Dadurch werden die Mikroorganismen aus dem Kompost vermehrt. Krankheitserreger haben so kaum eine Chance.

Auch bei der Herstellung des Komposttees ist also einiges an Arbeitsaufwand nötig. Doch für die Jucker Farm hat sich dieser – und allen voran die Terra Preta – als äusserst förderlich erwiesen.

Das macht den Haferdrink der Jucker Farm so besonders

Wie oben beschrieben, ist der Haferdrink der Jucker Farm nicht nur pestizidfrei, sondern wird auch in einer regenerativen Landwirtschaft hergestellt. Er wird also so natürlich wie möglich hergestellt

Das bedeutet ebenfalls, dass keine Konservierungsstoffe, kein zugesetzter Zucker oder anderes darin zu finden ist. Und natürlich auch, dass die Zutaten aus regionaler Landwirtschaft stammen.

Strawberry oat drinks on bar

Dass der Haferdrink nur pasteurisiert und nicht UHT-erhitzt ist, macht ihn zudem frischer. Denn er wird nur auf 60 bis maximal 90 Grad erhitzt. Das macht den Haferdrink knapp 3 Wochen haltbar. Zum Vergleich: UHT-Produkte werden auf 135 bis 155 Grad erhitzt. 

Schliesslich kann der Haferdrink auch bezüglich CO2 punkten: Da er in der eigenen Hofmanufaktur mit eigenem Hafer produziert wird sowie pflanzenbasiert ist, entsteht weniger CO2. Die Verpackung besteht zudem aus Glas.

Und dass er sich auch aufschäumen lässt, ist noch das Chriesi auf dem Chueche!

Fazit

Man kann wirklich sagen, dass die Jucker Farm keinen Aufwand scheut, um ihren Haferdrink so nachhaltig wie möglich herzustellen. Dass ihre Milchalternative sich mit dem Ziel einer nachhaltigen, regenerativen Landwirtschaft vereinen lässt, macht uns ziemlich glücklich! 

Natürlich gibt es auch Verbesserungspotential. Etwa, dass das Glas wiederverwendet werden könnte (mehr dazu hier). Doch alles in allem kann man bei dem, was die Jucker Farm mit ihrem Haferdrink geleistet hat und in Zukunft vorhat, nur applaudieren. Wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung.

Unser Dank gilt an dieser Stelle besonders Nadine Gloor, Thomas Dietiker, Sven Studer, Nik Fehlmann und dem restlichen Team der Jucker Farm, die den Haferdrink Event ermöglicht haben.

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